Alpentour 2012: Nachbereitungen ⇒ Bericht

Eurovelo-Alpentour vom 20.08.2012 bis 29.08.2012

Teilnehmer: Hanspeter, Wolfgang, Sepp, Reinhard, Carlo

Motto der Tour: Fahrt wie ihr noch nie gefahren seid, fahrt gut ;-)


Etappe 1: Von Innichen (I) nach Sutrio (I).

Streckenlänge und Höhenmeter: Egal, da Motorkraft :-(

Spruch des Tages: Zaira, sag bitte nochmal "Forrelle!"

Nachdem wir am Abend unserer Ankunft die Strecke für den nächsten Tag genau abgesprochen hatten, stehen wir am Morgen mit langen Gesichtern da. Es regnet heftig und unsere Pläne fallen, nicht nur sprichwörtlich, ins Wasser. Also werden die Räder erst gar nicht ausgepackt und die Mannschaft setzt sich geschlossen in den Bus. Durch die beschlagenen Fenster saust die Landschaft vorbei. Doch wir fahren nicht einfach von A nach B, sondern erkunden die eigentlich  für heute geplante Sonderetappe über den Monte Zoncolan. Das Schild mit den ausgewiesenen 14 % scheint jedoch nicht die maximale Steigung anzuzeigen, sondern die Mindeststeigung. Der Bus muss fast ständig im ersten Gang den Berg hinauf schnaufen. Während wir uns trotz Motorkraft den Pass hinauf quälen, beschließen wir diesen Berg in die morgige Etappe einzubauen, diese Herausforderung wollen wir annehmen. Kurz hinter der nebligen Passhöhe finden wir eine bewirtschaftete Hütte. Wir sind dort die einzigen Gäste und lassen uns Panini con Prosciutto cotto schmecken. Dazu stärken wir uns mit leckeren Cappuccini. Bergauf fahren macht auch im Auto hungrig ;-).

Die Weiterfahrt wird später nochmals durch eine tiefe Schlucht unterbrochen, die sich rechts neben der Straße befindet. Hier stürzt sich das Wasser eines Flüsschens zwischen Steinen hindurch in die Tiefe. Gegenüber führt eine Stahltreppe in die Schlucht hinunter, doch bei dem feuchten Wetter hat keiner Lust sich das anzutun. So bleiben uns nur die Blicke von oben.

Unser Hotel in Sutrio liegt ganz schön versteckt in einem Tal. Lange irren wir herum und fragen Passanten nach dem Weg, immer weiter entfernen wir uns vom eigentlichen Ort Sutrio. Letztendlich finden wir das Haus, dem eine Forellenzucht angeschlossen ist, und rollen auf einem kleinen Wirtschaftsweg zum Ziel. Wir beziehen unsere Zimmer und freuen uns, über das für Italien untypische Badezimmer. Es ist fast luxuriös eingerichtet und hat eine Dusche mit ebenerdigem Eingang, bei der das Badezimmer nicht geflutet wird. Außerdem gibt es überall im Zimmer Steckdosen und zwar dort, wo sie auch hingehören. Ein LAN-Anschluss ist vorhanden und kostenloses WLan gibt es auch.

Auch wenn wir heute nicht in die Pedale getreten haben, genießen wir ein opulentes Mahl. Natürlich probieren wir hier die Forellengerichte, die von einer wunderhübschen Bedienung serviert werden. Als sie die Soße zum Fisch bringt, sagt sie in einem unnachahmlichen Dialekt, ?Für Forrelle!? (Für Edgar: Ich weiß das Forelle nur mit einem ?r? geschrieben wird, aber wie soll ich das rollende ?R? sonst betonen ;-) ). Am Tisch sind wir uns einig, dass die italienische Sprache nur erfunden wurde, damit negative Ausdrücke schön umschrieben werden können. Zum Beispiel: ?scheiß Straße?, im Sinne von schlechter Straße, heißt auf Italienisch: ?Via mala?. Das hört sich doch gleich viel besser an ;-).


Etappe 2: Von Sutrio (I) nach Tarvisio (I).

Streckenlänge: 90 km.

Höhenmeter: 3.234 m.

Strecke: Ovaro - Monte Zoncolan [1.730 m] - Sutrio - Paluzza - Forcella di Lius [1.070 m] - Paularo - Passo del Cason di Lanza [1.552 m] - Pontebba - Sella di Cereschiatis [1.066 m] - Moggio.

Spruch des Tages: Seit heute wissen wir, Strecken mit 11 % Steigung sind eine Flachetappe ;-)

Heute wird es ernst. Nach dem wir gestern (törichterweise) den Monte Zoncolan mit in die heutige Etappe geschleust haben, müssen wir den Worten Taten folgen lassen. Das Wetter ist prima, so dass wir heute keine Ausrede haben. Hanspeter fährt uns mit dem Bus an den Fuß des Anstiegs, da der Berg nicht gerade um die Ecke liegt und die Etappe nun auch länger als geplant wird. Wir starten in Ovaro. Die ersten zwei Kilometer sind noch erträglich und dienen dem Warmfahren, dann steigen Puls und Blutdruck überdurchschnittlich an. Gleich vom Beginn der eigentlichen Passstraße an, geht es richtig steil bergauf. Bis zur Passhöhe sind es 1.250 Höhenmeter und die wollen auf einer Streckenlänge von 8 Kilometern überwunden werden. Wir kämpfen uns regelrecht Kehre um Kehre hinauf, es ist wirklich eine Quälerei.

Ungefähr alle 500 Meter steht ein Schild mit dem Foto eines berühmten Radrennfahrers. Davon, dass von uns Abbildungen aufgestellt werden, können wir nur träumen, während wir mit hochroten Köpfen an den Trinkflaschen saugen. Wolfgang hat mit seiner 39:28 Übersetzung keine rechte Freude an diesem Anstieg, doch er tritt tapfer in die Pedale. Genauso wie ich, der zwar eine kürzere Übersetzung hat, aber auch ein höheres Systemgewicht - um es mal diplomatisch auszudrücken ;-). Nur Sepp scheint der Aufstieg leicht zu fallen, er kabbelt sich sogar mit ein paar italienischen Radfahrern, die irgendwo auf der Strecke an uns vorbei  fahren. Weiter oben müssen wir uns durch drei enge und dunkle Tunnel arbeiten. Der Auto-Gegenverkehr wartet zum Glück, das schont die Haut auf der Tunnelwandseite. Dann haben wir es endlich geschafft, wir sind oben! Viel Zeit zum Ausruhen bleibt uns jedoch nicht, wir haben heute noch ein ganzes Stück vor uns. Also rein in die Windjacken und schon fliegen wir ins Tal hinab.

Hier unten ist es gleich viel wärmer und wir rollen durch ein Tal auf die nächste Hürde zu, der Forcella die Liûs. Wer glaubt, dass dieser Anstieg nun einfacher wäre, hat sich getäuscht, es geht fast genauso steil weiter bergauf. 100 Höhenmeter vor dem Pass habe ich kaum noch Kraft übrig und steige ins Auto. Genug gequält für heute, morgen ist auch noch ein Tag. Die anderen radeln kräftig weiter, erklimmen den Passo del Cason die Lanza und den Passo di Cereschiatis. Irgendwo unterwegs steigt auch Wolfgang mit seiner langen Übersetzung ins Auto, mit einer Kompaktkurbel wäre er wohl besser dran gewesen. So bleiben nur noch Reinhard und Sepp übrig, die wir am Ende mit Gewalt ins Auto holen müssen ;-). Der Tag neigt sich dem Ende zu und wir wollen heute noch ins Hotel kommen.


Etappe 3: Von Tarvisio (I) nach Bovec (SLO).

Streckenlänge: 73 km.

Höhenmeter: 1.473 m.

Strecke: Podkoren - Vr?i? Pass [1.611 m] - Trenta - Ravna - Passo del Predil [1.156 m] ? Bovec.

Spruch des Tages: Je mehr Zähne auf den Kurbelblättern desto quäl ;-)

Es regnet nicht, trotzdem sitzen wir im Auto. Nach den steilen Pässen von gestern, wollen wir für Wolfgang eine Kompaktkurbel besorgen. Im Internet haben wir einige Radhändler im nahen Villach ausgemacht, die wir nun anfahren. Dank GPS finden wir den ersten Händler recht schnell. Doch der hat nur eine Dura Ace Kurbel für 600 Euro im Regal, alles andere müsste er bestellen und dafür haben wir keine Zeit. Für das Geld kaufen sich manche Leute ganze Fahrräder, also lieber erst mal den anderen Radhändler ansteuern. Der liegt blöderweise ungünstig in der einbahnstraßenverseuchten Innenstadt, so dass wir ganz schön herumkurven müssen, um dort hin zu kommen. Hurra, dieser Händler hat etwas Passendes und auch Bezahlbares vorrätig und würde die Kurbel auch gleich einbauen. Derweil hocken wir uns in ein Café und lassen uns einen großen Braunen servieren. ?Woits a Mehlspoisn ah noch ham?, fragt die Bedienung, doch wir müssen auf unsere Linie achten und lehnen das Angebot schweren Herzens ab ;-). Der Fahrrad-Schrauber winkt uns von weitem zu, dass er fertig sei. Sofort eilen wir zu ihm, denn wir wollen ja weiter. Doch die Enttäuschung ist groß, die Kurbel passt doch nicht :-(. Alles umsonst, schade um die vertane Zeit. Wir beschließen die Kurbelsuche abzubrechen, denn wir wollen ja noch etwas Rad fahren, dazu sind wir ja her gekommen.

Hanspeter chauffiert uns rasch nach Slowenien hinüber und wir packen dort die Räder endlich aus. Die Wehwehchen von gestern sind vergessen, die Richtung ist klar und endlich geht es los. Wir winden uns die Kehren des Vr?i? Passes hinauf. Sepp und Reini strampeln vorneweg, Wolfgang und ich folgen in einigem Abstand. Das Besondere an diesem Pass ist, dass die Kehren der nördlichen Rampe, und diese fahren wir gerade hinauf, gepflastert sind. Beim Befahren des Kopfsteinpflasters werden wir jedes Mal tüchtig durchgeschüttelt. Ich weiß nicht so recht, ob das die Muskeln lockert oder eher verkrampft, irgendwie ein komisches Gefühl. Zum Glück ist die Steigung moderat und kein Vergleich zu den gestrigen Pässen, so dass wir die Passhöhe ohne Probleme erreichen. Bei der Abfahrt ins Tal genießen wir die tollen Ausblicke. Um uns herum die Gipfel der Kalkalpen, im Tal unten ein türkisfarbenes Flüsschen, die So?a. Als wir die Talsohle erreichen, folgen wir dem Lauf der So?a, bis wir ein nettes Restaurant erreichen. Zeit für eine Pause bei einem schmerzstillenden Kaffee und einem leckeren Stück Kuchen.

Da unser heutiges Etappenziel Bovec nicht mehr weit ist, haben wir noch einen Schlenker auf den Passo Predil eingebaut. Weiter unten, im noch flachen Teil, bläst uns ein kräftiger Wind entgegen. Zum Glück lässt der Gegenwind nach, als die Steigung stärker wird. Langsam schrauben wir uns die Straße hinauf, während bei mir Erinnerungen an letztes Jahr wach werden, als ich mit dem Motorrad hier entlang fuhr - irgendwie war das weniger anstrengend ;-).  Sepp erkennt plötzlich, dass er seine im Hotel in Tarvisio vergessee Brille holen könnte (das war bestimmt Absicht ;-) ). Er gönnt sich die Extratour ganz hoch auf den Predil-Pass und auf der anderen Seite nach Italien hinunter, um sich das Nasenfahrrad zu holen. Wir anderen rollen die Predil Straße wieder zurück und steuern Bovec an. Am Ortseingang trinken wir auf der Terrasse einer kleinen Kneipe noch etwas, bevor wir durch den Ort ins Hotel rollen. Nach dem Einchecken erholen wir uns im Schwimmbad und warten dort auf Sepps Rückkehr. Nach dem Abendessen schlendern wir durch die Stadt und trinken noch einen Espresso. Dabei lernen wir vom Kellner, der uns abzählt, die Zahlen eins bis fünf auf Slowenisch: ena, dwa, tri, ?tiri, pet. Schade das Björn die Tour kurzfristig absagen musste, sonst wüssten wir jetzt auch was sechs auf Slowenisch heißt ;-). OK, ich habe nachgeschaut, sechs heißt ?est.


Etappe 4: Von Bovec (SLO) nach Bled (SLO).

Streckenlänge: 104 km.

Höhenmeter: 1.562 m.

Strecke: Bovec - Kobarid - Tolmin - Bohinjsko Sedlo [1.277 m] - kurz vor Bled wegen Gewitter abgebrochen.

Spruch des Tages: Warum heißt es eigentlich Plattfuß und nicht Plattrad? ;-)

Hinter Bovec geht es erst mal immer geradeaus oder auch ganz leicht bergab. Hier können wir Windschatten fahren und den Belgischen Kreisel (aus)üben. So bringen wir innerhalb kurzer Zeit ein ganzes Stück hinter uns. Dann steigt die Straße (dummerweise ;-) ) wieder an. Wir kommen durch kleine unscheinbare Dörfer, überqueren gurgelnde Flüsschen auf fast antiken Brücken und gewinnen immer mehr an Höhe. Ein kleines Restaurant am Straßenrand lädt zu einer Pause ein. Hier speichern wir Energie für die Weiterfahrt. Später landen wir in einem kleinen Städtchen und verfahren uns prompt. Schon bald nach dem wir wieder auf der richtigen Spur sind, stehen wir in einer Sackgasse. Der Belag des Wirtschaftsweges wurde immer schlechter, verwandelte sich dann zunächst in einen leicht, dann in einen stark geschotterten Weg. Da wir keine Lust auf Reifenschäden haben, drehen wir um und suchen eine bessere Verbindung.

Ein Stück weit vor Bled steigen wir zum Bohinjsko Sedlo hinauf. Da wir schon einige Kilometer in den Knochen haben, kommen wir doch etwas ins Schnaufen. Die schnelle Abfahrt entschädigt für die Anstrengungen bevor wir eine Ebene erreichen. Hier geht es wieder auf ziemlich gerader Strecke weiter auf der wir uns im Windschatten abwechseln. Mittlerweile hat sich das schöne Wetter hinter dunklen Wolken versteckt. Ein lautes Donnern verspricht hohe Luftfeuchtigkeit und kaum haben wir ein paar Kilometer hinter uns gebracht fallen auch schon dicke Tropfen auf uns herab. Hanspeter stoppt den Bus am Straßenrand und wir warten im Schutze der geöffneten Heckklappe auf das Ende des Donnerwetters. Eine halbe Stunde später rollen wir wieder auf zwei Rädern durch die nun dampfende Landschaft. An manchen Stellen spritzt noch Wasser von unten herauf, doch so richtig nass werden wir nicht. Wenige Kilometer vor Bled kommt uns Hanspeter wieder entgegen gefahren. Über Bled donnert und regnet es stark, eine Weiterfahrt ist nicht zu empfehlen (des isch sche bled). Kaum haben wir die Räder im Bus verstaut, fällt auch schon das Wasser vom Himmel. Die restlichen paar Kilometer fahren wir mit unserem Bus und erreichen im strömenden Regen unser Hotel.

Frisch geduscht laufen wir am späten Nachmittag zur Uferpromenade hinunter. In einem Café sitzen wir auf der überdachten Terrasse bei Kaffee und Kuchen und schauen dem Regenschauer zu, der gerade über den See fegt. Wir denken an Sepp, der gerade seinen Trainingslauf um das Gewässer macht, hoffentlich wird er nicht vom Blitz getroffen. Aber der genießt die schönen Anblicke, eine Wet-T-Shirt-Konkurrenz kann da nicht mithalten. Für die Weiterfahrt hoffen wir inständig, dass das Wetter morgen besser wird ?


Etappe 5: Von Bled (SLO) nach Miklauzhof (A).

Streckenlänge: 69 km.

Höhenmeter: 1.254 m.

Strecke: Bled - Lesce - Trzic - Preddvor - Seeberg-Sattel [1.208 m] - auf Seebergsattel wegen Regen abgebrochen.

Spruch des Tages: Nicht jeder Drückeberger drückt auch gut den Berg hinauf ;-)

Die Hoffnung stirbt zuletzt, anscheinend ist jetzt zuletzt. Bei leichtem Nieselregen starten wir zur heutigen Etappe. Zum Glück lässt der Regen bald nach, so dass wir ohne Wasserkühlung fahren können. Am Ortsausgang von Bled gibt es dann leichte Orientierungsprobleme. Hanspeter hatte im Briefing erklärt, wie wir fahren müssten. Jetzt stehen wir im besagten Kreisverkehr, in den man mit dem Fahrrad zwar hinein fahren kann, aber nur auf der gleichen Straße wieder hinaus, da alle anderen Abfahrten (Kraftfahrstraßen und Autobahnen) für Fahrräder verboten sind. Also drehen wir um und nehmen einen parallel verlaufenden Weg, der grob in die richtige Richtung führt.

An einem Bahnübergang werden wir dann Zeugen, wie ein offenbar wahnsinniger mit dem Fahrrad einen Güterzug aus dem Gleis rammen möchte. In der Mitte zwischen den geschlossenen Schranken ist eine Lücke von einem knappen Meter. Der Radler kommt eine leicht abschüssige Strasse herunter und heizt einfach durch die Lücke hindurch. Nur knapp verfehlt er den heranbrausenden Zug. Mir tun die Leute leid, die den ganzen Scheiß dann wegputzen müssten, wenn es ein Treffer geworden wäre  ?

Wenige Kilometer später, kurz bevor wir auf Umwegen die richtige Straße erreichen, treffen wir wieder auf Hanspeter. Er hatte sich schon gedacht, dass wir einen anderen Weg nehmen und fuhr uns entgegen. Nun hangeln wir uns am Rand eines Bergmassivs entlang und biegen bei Preddvor in Richtung Österreich ab. Hier beginnt der Aufstieg zum Seebergsattel, der mit Steigungen um die 8-10 % recht moderat ausfällt. Damit die Luft während des Aufstiegs nicht ganz so trocken ist, bläst der Wind einige dunkle Wolken zu uns herüber. Je höher wir steigen, desto höher wird die Luftfeuchtigkeit. Auf der Passhöhe oben regnet es und ein Ende ist nicht absehbar. Wir setzen uns erst mal in die Wirtschaft am ehemaligen Grenzübergang und warten bei Kaffee und Kuchen ab, ob sich das Wetter nicht doch noch ändern möchte. Doch es möchte nicht trockener werden. Bis zum Ziel ist es nicht mehr weit und die Arbeit (das Bergauffahren) ist getan. Also packen wir die Räder ein und fahren das letzte Stück mit unserem Bus zum Hotel.

Im Familienhotel werden wir herzlich aufgenommen und auch die Sauna wird angeheizt. Dort entspannen wir und lassen unsere müden Knochen ruhen. Vor dem Abendessen genießen wir noch Radler und Weißbier auf der Terrasse, denn jetzt regnet es nicht mehr und die Sonne schaut sogar zwischen den Wolken hervor. Heute ist Kindertag. Das heißt, die Kinder der hier untergebrachten Familien haben gekocht und servieren das Abendessen. Stolz tragen die Jungs und Mädels das Essen auf und freuen sich später über das Trinkgeld.


Etappe 6: Von Miklauzhof (A) nach Maria Lankowitz (A).

Streckenlänge: 116 km.

Höhenmeter: 1.266 m.

Strecke: Miklauzhof - Sittersdorf - Bleiburg - Sankt Paul - Wolfsberg - Preitenegg - Packsattel [1.166 m] - Edelschrott - Maria Lankowitz

Spruch des Tages: Wer zuerst oben ist, dessen Leiden ist früher zu Ende ;-)

Auch heute Morgen haben wir einen feuchten Start. Doch das Wetter bessert sich zunehmend, auch wenn immer wieder dunkle Wolken aufziehen und uns drohen wollen. Nach einer steilen Auffahrt wird es wieder flach und wir trainieren wieder mal den Belgischen Kreisel. Zwischendurch flüchten wir in ein Pub, weil der Himmel ein paar Tränen schickte, doch die waren eher harmloser Natur, so dass wir recht bald weiterfahren konnten. Wo es geht, benutzen wir immer Radwege, doch komischerweise sind diese immer so schnell zu Ende. Kaum sind wir ein paar Meter darauf gefahren, führen sie wieder auf die Straße zurück, oder enden in einem Schotterbett bzw. Getreidefeld. Radwegetechnisch hat es hier noch großes Verbesserungspotential.

Kurz vor St. Paul stellt sich uns eine längere Steigung in den Weg. Zuerst sah es nur wie ein kleiner Anstieg aus, den wir mit Schwung überwinden können. Doch der Anstieg nimmt kein Ende und so brennen die Schenkel doch ein wenig mehr als erwartet, als wir endlich oben sind. In St. Paul verlieren wir kurzzeitig Sepp aus den Augen, als er Hanspeter nachspurtet, der falsch abgebogen war. Letztendlich treffen wir dann doch wieder zusammen (es sind linksrum wie rechtsrum 44 Schritte) und setzen die Fahrt gemeinsam fort.

In Wolfsberg kaufen wir ein, die Getränke gingen zur Neige und außerdem gelüstete uns nach einer Pause. Kurz nach dem Einkauf kehren wir auch nochmal ein, da die Pausengelüste doch etwas stärker sind. Bei Kaffee und Kaffeestückchen lässt es sich doch auch gut aushalten. Außerdem müssen wir uns für den Packsattel stärken, der nun auf uns wartet. Natürlich muss die Sonne gerade jetzt heraus kommen, wo wir wieder einen Berg hinauf strampeln müssen. Der Schweiß läuft in Strömen, also sind wir genauso nass, als wenn es leicht geregnet hätte - man kann es uns halt nie recht machen ;-). Das Restaurant auf dem Packsattel hat geschlossen, wenigstens können wir die Stühle vor dem Haus zum Ausruhen nutzen. Getränke usw. haben wir im Auto zur Genüge dabei. Jetzt müssen wir nur noch bergab fahren, um zum Etappenziel zu kommen- eigentlich. Eigentlich heißt, dass uns das Navi ?vorschlägt?, auf einem kleinen Sträßchen hinten herum nach Maria Lankowitz ans Hotel zu fahren. Natürlich führt der Weg nur bergauf und endet bei einem Bauernhof. Weder für die Rennräder, noch für das Begleitfahrzeug geht es hier weiter. Also müssen wir wieder mal umkehren und zur Hauptstraße zurück rollen.

Kaum sind wir wieder auf dem richtigen Weg, haben wir das Ziel auch schon erreicht. Wir beziehen unsere Zimmer und lassen die Sauna warm laufen. Nach dem Saunieren sitzen wir auf der Sonnenterrasse, genießen ein Radler und stellen über Skype eine Verbindung zu Björn her, der ja wegen gesundheitlicher Probleme absagen musste. Nach dem Abendessen wollen wir noch einen Spaziergang machen. Doch siehe da, mal ganz was Neues, es regnet :-(.


Etappe 7: Von Maria Lankowitz (A) nach Admont (A).

Streckenlänge Etappe A: 60 km, Etappe B: 47 km.

Höhenmeter Etappe A: 1.179 m, Etappe B: 993 m.

Strecke Etappe A: Maria Lankowitz - Gaberl / Stubalpe [1.551 m] - Judenburg

Strecke Etappe B: Sankt Peter - Sölkpass [1.787 m] - Stein an der Enns

Wegen Straßensperrung am Triebener Tauern mussten wir die Streckenführung verlegen!

Spruch des Tages: Je höher der Druck in den Reifen, desto weniger Wasser braucht man in der Flasche ;-)

Heute klappt auch gar nichts ;-). Hanspeter erklärt uns die Streckenführung und als Sepp und Wolfgang auf die Räder steigen, rollen Reini und ich langsam aus der Hoteleinfahrt und biegen rechts ab . Am Ortsende haben uns die anderen Beiden noch nicht eingeholt, deshalb halten wir an und warten. Nach einiger Zeit kommt Hanspeter mit dem Begleitfahrzeug, er weiß aber auch nicht, wo die Abtrünnigen stecken. Er kehrt nochmal um und sucht nach ihnen. Nach einiger Zeit kommt er erfolglos zurück. Nun fahren wir schon mal los, die zwei Kollegen werden sich schon irgendwo finden.

Kurz nachdem Carlo und Reini sich auf den Weg gemacht hatten fuhren auch Sepp und Wolfgang los, biegen aber links ab, weil das die logische Richtung für die Weiterfahrt ist. Bei der Schussfahrt durch den Ort (die beiden Vorausfahrenden sollen ja eingeholt werden) übersehen sie den Abzweig in die Bundesstraße 77. Nach ca. 2 Kilometer kommen Zweifel auf und sie fahren zurück, finden auch den Abzweig aber die beiden Kollegen sind nicht da. Nach kurzer Beratung gehen sie davon aus, dass die beiden Kollegen längst auf der B 77 Richtung Gaberlpass unterwegs sind und versuchen sie einzuholen.

Während Carlo und Reini dann die langgezogene Passstraße hinauf strampeln, halten sie telefonischen Kontakt zu Hanspeter. Nach einiger Zeit ruft er an, er habe Sepp und Wolfgang weiter oben ?gestellt? ;-). Auf einem Parkplatz warten sie auf uns. Nach dem wir uns gegenseitig das Missgeschick erklärt haben, setzen wir den weiteren Weg gemeinsam fort. Im unteren Teil des Anstiegs hatten wir viel LKW-Verkehr auszuhalten, irgendwo muss wohl eine größere Baustelle sein. Ab dem Abzweig zum Gaberlpass wird es aber verkehrstechnisch ruhiger. Dafür wird aber die Straße steiler. Oft hat man den Eindruck, der Weg verlaufe ziemlich flach, doch man muss in die Pedale treten wie ein Ochse. Das GPS lässt sich von optischen Eindrücken nicht täuschen und zeigt, dass die Steigung weit im zweistelligen Bereich ist. Deshalb fühlen sich meine Beine auch so leer an und schmerzen bei jedem Tritt. Kurz vor der Passhöhe steht ein Brunnen mit kühlem Wasser. Dort können wir unsere schwitzenden Körper kühlen und dadurch Kraft für die letzten Höhenmeter schöpfen. Zum Glück ist der Gaberlpass oben raus etwas flacher, so dass der Rest des Weges einfacher zu fahren ist. Am Gaberlhaus machen wir erst mal ordentlich Brotzeit und laben uns an kühlen Getränken. Kurz vor der Abfahrt diskutiert Sepp mit dem Wirt, wo wir am besten Kürbiskernöl kaufen könnten, eine Spezialität in dieser Region. Der Wirt erklärt uns, dass man es am besten direkt beim Erzeuger kaufen und darauf achten solle, dass es eine Qualitätsbanderole hat und nicht mit anderen Ölen gestreckt sei. Mit dieser Info machen wir uns dann auf den Weg.

Endlich geht es mal wieder bergab. Wir lassen die Räder flitzen und genießen die kühlende Luft. Bei dem Gefälle hier bekommt man richtig gut Speed und im Tal unten zeigt mein Tacho eine abgespeicherte Höchstgeschwindigkeit von 88,6 km/h an. Fast hätte ich die 90 km/h geknackt, aber durch die Kurven und Kehren muss man immer wieder runter bremsen. In einem Dorf in der Ebene unten finden wir dann ein Hinweisschild auf einen Ölverkauf, dem wir gleich folgen. Auf die Frage ob das reines Kürbiskernöl sei, was dort angeboten wird, antwortet der Bauer (mehrmals), er habe kein anderes. Diese Antwort ist natürlich etwas missverständlich, sagt sie doch weder ja noch nein ;-). Trotzdem kaufen wir je zwei Flaschen von der zähen Flüssigkeit, der Geruch und Geschmack lässt hoffen ?

Beim Abzweig zum Tauernpass erfahren wir, dass die Straße wegen einer Großbaustelle geschlossen sei. Selbst mit den Fahrrädern komme man nicht durch. Wir wälzen die Landkarte und suchen eine Alternative. Leider sind alle parallelen Wege ziemlich weit entfernt. So beschließen wir die Räder ins Auto zu packen und ca. 40 Kilometer bis zum Fuß des Sölkpasses zu fahren, den Pass dann mit den Rädern zu bezwingen und zum Ziel zu fahren. Bei St. Peter am Kammersberg packen wir die Räder wieder aus. Das heißt, ich packe nicht aus. Ich bin die Strecke im letzten Jahr mit dem Motorrad gefahren und weiß, dass da etwas Langes und Steiles auf uns wartet, dafür fehlt mir heute irgendwie die Kraft. So leiste ich Hanspeter im Begleitfahrzeug Gesellschaft und schaue den Kollegen beim sich Quälen zu ;-).

Weit oben am Pass hat Wolfgang (39:28) genug von der Plagerei und will auch ins Auto steigen. Doch Hanspeter und ich ermutigen ihn zur Weiterfahrt. Einige Kehren weiter langt es ihm dann doch und auch er packt ein. Jetzt sind nur noch Sepp und Reini auf der Strecke. Die Köpfe sind rot und die Gesichtszüge zeugen von der Anstrengung ? selbst bei Sepp, der sonst immer ein Lächeln zeigt. Doch jeder Pass hat mal ein Ende, auch der Sölkpass. Zuerst erreicht Sepp die Passhöhe, dann folgt Reinhard. Nach einer kurzen Pause fahren wir ins Tal hinunter, stoppen dann aber an einer Almhütte, um uns etwas zu stärken ? besonders die Autofahrer haben es nötig ;-). An der Hütte bekommen wir riesige Käsebrote serviert, die sehr lecker schmecken. Für Sepp reicht das Ganze noch nicht aus, er fährt nochmal 1-2 Kilometer den Berg hinauf und besorgt sich an einer anderen Hütte frische Buttermilch.

Ab hier sitzen wir dann wieder zu viert auf dem Rad. Laut Landkarte haben wir noch knapp 30 Kilometer bis zum Hotel, das spulen wir jetzt auf der linken Ar***backe ab. Bergab und in der folgenden Ebene läuft es natürlich wieder besser als bergauf ;-). Doch irgendwer hat sich mit der Entfernung zum Etappenziel verrechnet. Nach gut 25 Kilometern haben wir (nach Neuberechnung) immer noch gut 60 Kilometer vor uns. Das ist zu viel für heute, denn die Zeit ist schon ziemlich fortgeschritten. So fahren wir nur bis Ratting weiter, um dort die Räder wieder einzupacken und den Rest des Weges im Bus zu verbringen.

Das heutige Ziel ist Schloss Röthelstein, bei Admont. Das Hotel gehört zur JUFA-Kette (Jugend und Familie), eine Art Jugendherberge auf höherem Niveau. Wir finden die Unterkunft mehr als super, tolle Zimmer, gutes Essen und ein unvergleichlicher Ausblick ins Tal. Es gibt auch eine Sauna und eine Art Bar, in der es sich auch gut aushalten lässt. Da wir spät dran sind, gehen wir noch vor dem Duschen zum Essen, bevor die Küche schließt. Heute findet im Schloss auch eine Hochzeit statt, es gibt Musiker und Jongleure und fast glaubt man auf einem mittelalterlichen Markt zu sein. Zu später Stunde bekommen wir dann noch die Reste der Hochzeitskuchen kredenzt und ja, Kuchen passt auch zu Radler oder Weizenbier ;-)


Etappe 8: Rundtour durchs Gesäuse.

Streckenlänge: 89 km.

Höhenmeter: 1.154 m.

Strecke: Schloss Röthelstein - Admont - Hieflau - Radstatthöhe [637 m] - Palfau - Erbsattel [671 m] - Sankt Gallen - Buchauer Sattel [850 m] - Admont - Schloss Röthelstein

Spruch des Tages: "Ein Radrennfahrer muss seinen Hintern besser pflegen als sein Gesicht." (Rudi Altig)

Der morgendliche Blick ins Tal lässt die Herzen höher schlagen. Eingerahmt von den ?Haller Mauern? liegt Admont tief unter uns. Nebelschwaden hüllen vieles, aber nicht alles im Tal ein. Kirchtürme und Hausdächer schieben sich durch die wattebauschartigen Wolkenfetzen. Über uns spannt sich ein blauer Himmel, das heutige Wetter lädt ein zu unserer Abschlusstour durchs Gesäuse. Der Start von Schloss Röthelstein ins Tal hinunter zeigt uns gleich, was wir heute Nachmittag wieder raufstrampeln müssen (ächz). Auf der weiteren Strecke geht es aber immer leicht bergab, mit diversen leichten Anstiegen. Hanspeter hält immer wieder an verschiedenen Punkten an, um uns auf die schönen Landschaften und Sehenswürdigkeiten hinzuweisen. Doch das dauernde Anhalten und Weiterfahren bringt mich immer wieder aus dem Tritt, so dass ich lieber weiter fahre. Bei Wandau kehren wir für einen Kaffee ein, doch dieser will uns gar nicht so recht schmecken. Da sind wir in Österreich anderes gewöhnt. Doch wir sind ja nicht zum Kaffeetrinken da, deshalb rein in die Pedale und die Beine kräftig rund gehen lassen.

Die Radstatthöhe haben wir rasch hinter uns gelassen, so hoch wie in den vorangegangenen Tagen sind die Pässe nun auch nicht mehr. Die auf dem Weg liegenden Straßentunnel sind für Radfahrer gesperrt, dafür gibt es Umgehungswege. Diese sind übersät mit herabgefallenen Steinen, zum Glück haben wir Helme auf, falls noch ein paar Kollegen von oben nachkommen sollten. Obwohl, bei manchen Wackern würde auch kein Helm mehr helfen. Dem Bergauf folgt natürlich auch ein erholsames Bergab, dann radeln wir am Ufer der Salza entlang, um bei Palfau eine Kehrtwende zu machen und auf der anderen Uferseite wieder in die entgegengesetzte Richtung zu rollen. Als wir den zuvor erklommenen Erbsattel hinunter rollen, noch innerhalb der Ortschaft, überholt uns wild hupend (grundlos, wir fahren alle schön rechts) und mit völlig überhöhtem Tempo ein Golf, dessen Beifahrer uns den Stinkefinger zeigt. Na ja, nichts im Kopf aber Hauptsache mal rumproletelt. Wir hätten die beiden Kerle gern mal auf dem Rad gesehen, mit Motor kann ja jeder (Hohlkopf) rasen.

Nach einer kurzen Rast bei Sankt Gallen, mit der Burg Gallenstein ;-), biegen wir wieder in Richtung Admont ab. Nach einem flachen Zwischenstück, beginnt schon bald der Anstieg hinauf zum Buchauer Sattel. Dieser zieht sich ganz schön in die Länge, immer wenn man meint, jetzt ist man oben, kommt das nächste Stück bergauf um die Ecke geschlichen. Umso schöner ist dann die Abfahrt, zumal wir wissen, dass es jetzt noch lecker Kuchen gibt. In Admont entern wir ein Café und schlagen uns dort mit Obstkuchen und Sahne den Bauch voll. Doch die Strafe folgt auf dem Fuße. Wieder einmal ziehen dunkle Wolken auf und Donnergrollen zieht durch das Tal. Leider müssen wir die Völlerei unterbrechen und rasch zum Schloss hinauf fahren, denn wir haben keine Lust im Gewitterschauer die Höhe zu erklimmen. Am Schloss oben angekommen, können wir gerade noch die Räder in den Bus packen, dann fängt das Donnerwetter an. Wir verziehen uns in die Sauna und liegen nach dem Saunagängen zum Abkühlen auf einer überdachten Terrasse die zur Sauna gehört und schauen dem bösen Regenwetter zu. Ende gut, alles gut!

Carlo & Sepp