Oberpfalz 2009: Bericht zu den Touren

"Flach muss es sein", meint Vroni, als wir ein Ziel für paar Tage Radeln suchen. Nach dem die Gute massenhaft Prospekte gewälzt hatte, entscheiden wir uns für die Oberpfalz - flach ist halt relativ ;-). Nach stundenlanger stauschleichender Anreise, erreichen wir endlich unsere Ferienwohnung, in der Nähe von Weiden in der Oberpfalz. Von diesem Basislager aus wollen wir unsere Radtouren starten. In den Prospekten der Region sind zahlreiche Radstrecken aufgeführt. Neben der Beschreibung der einzelnen Wege und Sehenswürdigkeiten, sind auch die Höhenprofile angegeben, das ausschlaggebende Kriterium für Vroni. Da die verschiedenen Radwege einige zehn Kilometer auseinander liegen und wir auf einem Berg wohnen (Rückfahrt!), fahren wir mit dem Auto zu den Startpunkten.

Der Wallenstein-Radweg
Als Startpunkt haben wir uns Mitterteich ausgesucht. Wir verlassen den Ort Richtung Nordosten und finden auch gleich den ausgeschilderten Radweg. Wir rollen durch Rapsfelder am Flüsschen Wondreb entlang und sehen schon von weitem die Basilika von Waldsassen. Nach dem wir die Lourdes-Grotte passiert haben, erreichen wir bald darauf Hundsbach. Hier haben wir Orientierungsschwierigkeiten, denn kein Schild weist hier auf den richtigen Weg. Nach einigem erfolglosen Herumgeeiere in verschiedene Richtungen, fängt es auch noch an zu regnen. Zum Glück finden wir eine überdachte Bushaltestelle und können uns die paar Minuten unterstellen, bis der Schauer wieder abgezogen ist. Danach entscheiden wir uns für eine wahrscheinliche Richtung und trebbeln weiter. Natürlich ist es der falsche Weg ;-), trotzdem ist er keine schlechte Wahl. Entlang der deutsch-tschechischen Grenze rollen wir auf einem schönen unbefestigten Wirtschaftsweg, links Felder, rechts der Grenzwald. Bei Pechtnersreuth biegen wir rechts ab und arbeiten uns einen etwas steileren Berg hinauf, an dessen Ende Grenzmarkierungen stehen. Ab hier führt ein kleiner Fußpfad in den Wald und ins Nachbarland hinüber. Vor ein paar Tagen ist Tschechien dem Schengener Abkommen beigetreten, deshalb fahren wir ohne schlechtes Gewissen über die „Grüne Grenze“. Hätten wir uns doch mehr Gedanken machen sollen? Jetzt ist es eh zu spät.

Auf dem Pfad haben sich einige schlammige Pfützen breit gemacht, die uns aber nicht weiter aufhalten. Zumindest mich nicht, Vroni schimpft irgendwas, dass ihr Rad schmutzig werde und ich gefälligst andere Wege suchen solle ;-). Nach dem wir auch noch ein paar rutschige Wurzeln überwunden haben, erreichen wir einen breiten geschotterten Weg. Dieser führt bergauf (natürlich) und irgendwann auch aus dem Wald heraus. Laut Karte müsste in ein paar hundert Metern eine kleine Straße kommen. Die kommt auch, taucht aber nicht als asphaltierte Bahn auf, sondern als sehr grob geschotterter Weg. Selbst mit einem Mountainbike mit 120 mm Federweg nicht angenehm zu fahren, ist aber als offizieller Radweg ausgeschildert. Durchgeschüttelt erreichen wir ein stilles Dorf, nicht mal ein Hund bellt. Ab hier rollen wir auf einem glatten Teerbelag weiter und das sogar bergab. Nicht weit hinter dem Örtchen, eröffnet sich vor uns ein schönes Panorama: umrahmt von grünen Wäldern liegt der blaue Skalka Stausee vor uns. Einige Kurven (bergab!) weiter, sind wir an seinem Ufer und radeln auf einer kaum befahrenen Straße Richtung Arzberg. Der Weg zur Grenze ist nicht einfach zu finden, denn wir wollen nicht auf der vierspurig ausgebauten Schnellstraße nach Deutschland hinüber. Nach Versuch und Irrtum in die eine Richtung, werden wir in einer anderen Richtung fündig. Die Räder über Schienen tragend und über stillgelegte Grenzabfertigungs-Parkplätze holpernd, aus dessen aufgeplatzten Teerbelägen das Grün wuchert, finden wir einen halbwegs fahrradgeeigneten Weg zurück ins Heimatland.

In Arzberg, da wo das gute Geschirr herkommt, treffen wir auch endlich wieder auf den richtigen Fahrradweg (warum nicht gleich so) und folgen diesem Richtung Marktredwitz. Bei Elisenfels treffen wir auf ein Dorffest. Ich gönne mir ein Stück Kuchen, Vroni verweigert die Nahrungsaufnahme, die bisherigen „Berge“ haben sie fertig gemacht. „Du immer mit deinem wissenschaftlichen Fahrradfahren, hier der Puls und da was essen, so was mag ich nicht“, stänkert sie. Weiber! ;-) Dabei wäre eine Stärkung für sie jetzt genau das Richtige gewesen. Wir folgen dem Bett der Röslau, natürlich immer leicht bergauf und erreichen nach einigen landschaftlich schönen Kilometern Marktredwitz. In der Innenstadt entern wir ein Eiscafé und lassen uns die kalten Süßspeisen schmecken. Für Vroni ist hier Endstation. Während sie sich noch einen Cappuccino gönnt, radle ich schnell die 13 Kilometer nach Mitterteich weiter und hole das Auto.

Durch das Naabtal
Am Morgen regnet es ein wenig, kein gutes Radlwetter :-(. Wir nutzen die Gelegenheit und fahren nach Weiden zum Einkaufen. Außerdem wollen wir im Touristenbüro noch Infos einholen. Als wir wieder zurück sind, ist auch das Wetter besser - Räder aufs Dach und los geht's. Der heutige Startpunkt ist in Luhe-Wildenau. Von dort aus folgen wir der Naab Richtung Süden. Beim Abladen der Räder werden wir von neugierigen Hühnern umlagert, wir müssen aufpassen, wo wir hintreten. Wir durchfahren einen Wald, in dem es regenfeucht riecht, Wolkenfetzen werden vom Wind über die Baumwipfel getrieben. Ein klein wenig will es anfangen zu nieseln, aber dann besinnt sich das Wetter doch eines Besseren. Bei Köblitz dann ein technischer Stopp, mein Hinterrad macht Geräusche. Ich tippe zunächst auf die Scheibenbremse und baue den Bremssattel ab. Doch bei der Probefahrt ohne Hinterradbremse ist das Kratzen immer noch da. Dreht man das Rad ohne Belastung, hört man nichts. Dann bleibt nur noch das Radlager. Na ja, so schlimm wird es nicht werden, bis Nachhause wird es schon halten. Also alles wieder zusammen bauen und weiterfahren.

Wir treffen auf den Buttermilchweiherbach (Namen gibt es), der hier in die Naab mündet und müssen bald darauf an einem Bahnübergang warten. Hier gibt es eine Art Telefon, mit dem man beim Schrankenwärter anrufen muss, damit die Schranke geöffnet wird. Der Wärter meint, dass wir noch etwas warten müssen, da gleich ein Zug kommt. Während wir warten, sammeln sich wieder dunkle Wolken über uns. Endlich kommt der Zug und endlich geht die Schranke auf - natürlich erst nach dem Zug. Unter einer Autobahnbrücke hindurch fahren wir einen Berg hinauf. Es fängt an zu nieseln. Da vorne ist noch eine Brücke, also Gas geben, damit wir noch halbwegs trocken dort ankommen. Mit uns zusammen stehen noch zwei weitere Pärchen unter der schützenden Brücke und warten das Regenende ab. Kaum eine Viertelstunde später ist der Spuk vorbei und wir können weiter strampeln.

Bis Nabburg lässt es sich ganz flott radeln. Das Städchen liegt auf einem Berg oben und ist von einer Mauer umgeben. Wir parken die Räder am Bahnhof im Tal unten und laufen einen schmalen Pfad zum Ort hinauf. Über uns donnert es und schwarz-graue Wolken verdunkeln die Landschaft. Jetzt aber schnell nach einem Lokal gesucht. Das Eiscafé an der Ecke sieht einladend aus, wegen des aufziehenden Gewitters nehmen wir uns allerdings einen Platz im Inneraum. Kaum sitzen wir auf unseren Plätzen, prasselt es draußen auch schon los. Da haben wir Glück im Unglück, das Eis ist lecker und der Cappuccino als "Nachtisch" passt auch prima. Bis wir mit dem Schlemmen fertig sind, hat sich der Himmel auch schon beruhigt. Die Regentropfen sind weiter gezogen und die Sonne lacht wieder vom Himmel herab.

Kaum sind wir ein Stückchen weiter geradelt, finden wir einen Fahrradladen. Vielleicht können die hier das Lager wechseln. Doch der Laden hat leider geschlossen :-(. Dann müssen wir halt mit leichten Kratzgeräuschen weiter durch das Naabtal fahren. Ein paar Kilometer müssen wir nun direkt an der lauten Autobahn entlang fahren, wenigstens hört man jetzt das Radlager nicht mehr ;-). Dann endlich biegt der Weg ab, überquert die Naab und führt uns nun fern der Bahn weiter nach Süden. Nun rollen wir wieder durch Felder, treffen ab und zu auf das Naabufer, an dem sich Wasservögel tummeln. Dann werden wir wieder vom Flüsschen weggeleitet, durchqueren wieder Dörfer und Äcker. In Schwandorf haben wir dann unser Tagesziel erreicht. Wegen des Wetters hatten wir nur den Nachmittag zum Fahren, deshalb waren es heute nicht so viele Kilometer. Da unser Auto noch in Luhe steht, düsen wir zum Bahnhof und fahren mit dem Zug zurück zum Startpunkt. Vroni wollte zwar, dass ich mit dem Rad zurück fahre, um mich austoben zu können, aber dazu habe ich jetzt auch keine Lust mehr. Morgen ist ja auch noch ein Tag.

Auf dem Haidenaab- und Creußen-Radweg
Als Startpunkt für diese Tour haben wir uns das Örtchen Mantel ausgesucht. Wir parken mitten im Ort und haben gleich Probleme, den Radweg zu finden. Tatsächlich ist der Weg, den wir einschlagen müssen, so unscheinbar, dass wir zweimal daran vorbei fahren. Endlich haben wir es kapiert, erreichen das Flüsschen Haidenaab und folgen dessen Lauf in Richtung Grafenwöhr. Bevor wir diese Stadt erreichen, biegen wir bei Hammergmünd rechts ab und kurven auf einem unbefestigten Weg zwischen Haidenaab und einigen Teichen bis zu einer T-Kreuzung, an der kein Schild mehr den rechten Weg weist. Etwas ratlos versuchen wir uns zu orientieren und entschließen uns dann, der wahrscheinlichsten Himmelsrichtung, grob Nord, zu folgen. Bei Pechhof treffen wir dann wieder auf den richtigen Radweg, der von links einmündet, ganz falsch waren wir also nicht.

Bei Pressath fehlen wieder Schilder, oder wir sehen sie einfach nicht, und hangeln uns nach der groben Tourbeschreibung weiter. Letztendlich scheint es irgendwie zu passen, denn wir kommen zumindest durch die angegebenen Ortschaften. Parallel zur B470 halten wir uns Richtung Westen, kreuzen das Flüsschen Creußen und sind nun auf dem gleichnamigen Radweg unterwegs.

In Eschenbach bekommen wir an einer Tankstelle kostenlos einige Radkarten der Region - damit wir uns nicht wieder verirren ;-) und den Tipp, das Eiscafé im Ortskern zu besuchen. Die süße Erfrischung muss aber erarbeitet werden, denn die Straße durch den Ortskern führt steil bergauf - zur Freude Vronis ;-). Aber das gute Eis entschädigt für die nur kurze "Strapaze". Nach der Stärkung verärgere ich das Mädel, weil ich weiter den Ort hinauf fahre, anstatt wieder bergab zurück, um wieder auf den Radweg zu kommen. Dafür gibt es eine lange Abfahrt, die am kleinen Rußweiher endet, wir sind nun wieder auf der Strecke. Kurz darauf fahren wir durch dichten Wald. Beiderseits des Weges liegen zahlreiche Seen und Teiche. An einer Stelle des großen Rußweihers gibt es eine Art großen Hochsitz, von dem aus man die zahlreichen Wasservögel beobachten kann. Wild durcheinander schreiend fliegen hunderte verschiedener Vögel über dem Wasser an einer unzugänglichen Stelle des Ufers. Jetzt bräuchte man ein anständiges Teleobjektiv, um die Möwen, Enten, Kraniche und was sonst noch alles herum schreit und fliegt besser beobachten zu können.

Einige Kilometer noch fahren wir weiter durch den schönen Wald. Wenn man anhält, hört man die Insekten brummen und summen und den Gesang zahlreicher Vögel. Letzteres hört man natürlich auch während der Fahrt. Ein Schild führt uns auf einen Waldparkplatz, aber von da aus nicht mehr weg, Sackgasse? Mehrmals fahren wir hin und her, doch wir finden keinen Hinweis auf unseren Radweg. Auf einem sehr schlechten Waldweg erreichen wir die Straße zurück zum kleinen Rußweiher. Wir bleiben bis Eschenbach auf dem Teerband und steigen dann wieder in die Route Richtung Grafenwöhr ein. In der Garnisonsstadt erreichen wir wieder die Creußen und begleiten den Wasserlauf bis zur Mündung in die Haidenaab bei Hammergmünd. Hier treffen wir wieder auf unseren Hinweg und sehen auch gleich, an welcher Stelle wir zu Beginn der Tour falsch gefahren sind. Da scheint tatsächlich ein Schild zu fehlen, das uns die richtige Richtung zeigen sollte. Was soll's, wir hatten trotzdem eine schöne Tour. Die letzten 10-12 Kilometer bis zu unserem Ausgangspunkt in Mantel radeln wir auf einer Backe ab und freuen uns schon auf die abendliche Brotzeit.