Tennenbronn 2008/1: Bericht zur Tour ⇒ Klein und groß ... |
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... kleines Blatt vorn und großes Ritzel hinten war die Devise. Denn dieses Mal sind wir über die Höhen von Baiersbronn und Freudenstadt nach Tennenbronn geradelt und nicht wie sonst durch die flache Rheinebene. Um kurz nach 10:00 Uhr holt Reinhard mich ab und wir strampeln gleich los nach Bad Herrenalb. Kaum sind wir ein oder zwei Kilometer gefahren, spüre ich schon meine Beine (etwas früh), aber ich trete tapfer weiter. Hinter Bad Herrenalb kommt der erste, leicht geschotterete, Anstieg. Reinhard zieht davon und ich kurbele im kleinen Gang nach oben. Zwei oder drei Mal muss ich kurz anhalten, weil die Beine hart werden, aber nach ca. 20 Sekunden kann ich wieder weiter fahren. Entgegenkommende Spaziergänge muntern mich auf, "do obe gibtsch gloi a Veschper!" Die gab es zwar erst in Gernsbach, in Form eines Eises, aber bis dahin genießen wir die Abfahrt. Von der Höhe der Hohen Wanne aus heizen wir nach Loffenau hinunter. Die Luft ist ziemlich frisch, erst recht nach dem schweißtreibenden Anstieg. In einer rechts-links Kombination überholen uns zwei Motorräder. Das heißt, sie wollen, kommen in den Kurven aber nicht an uns vorbei. "Gib Gas", rufe ich dem einen zu, aber erst auf der folgenden Geraden wird er schneller als wir ;-). Am Ortsende von Loffenau zweigt ein steiler Wirtschaftsweg nach Gernsbach ab. Den stürzen wir dann auch gleich hinunter. Um uns herum stehen blühende Bäume, das Gras ist satt grün, einfach eine tolle Gegend und eigentlich viel zu schade zum Durchheizen. In Gernsbach esse ich ein (erstes) kleines Eis, das ich mir am steilen Anstieg verdient habe ;-). Reinhard verdrückt seine Landjäger und plant auf der Karte den weiteren Weg. Nachdem wir Forbach hinter uns gelassen haben, folgen wir dem Murgtalradweg. Kaum zu glauben wie toll die Ausblicke von hier oben sind. Vom Tal aus kann man das kaum ahnen. Anscheinend sind wir die Einzigen, die den Murgtalweg nach oben fahren. Klar, es geht in dieser Richtung auch immer bergauf, talwärts kann man es einfach laufen lassen. So müssen wir auf den Gegenverkehr achten, der heute am 1. Mai nicht immer ganz nüchtern ist und in voller Breitseite (im doppelten Sinn) auf uns zu rollt. Zwischendurch machen wir kurz Rast, um uns mit einer geteilten Bananen und einem Müsliriegel zu stärken. In Baiersbronn wollen wir uns etwas Warmes zum Essen gönnen. Am Ortseingang werden wir feuchtfröhlich mit einem Schild empfangen, das vor Betrunkenen auf der Straße warnt. Schmunzelnd machen wir uns auf die Suche nach einem Maihock mit Grill. Schon bald finden wir eine Ecke, mit Tischen und Bänken, aus der es verlockend duftet. Wir steuern die Räder zur Freiluftküche hin doch anscheinend ist das eine Privatparty. Gerade als wir wieder weiter wollen, eilt eine junge Dame herbei und meint, dass sie noch genug übrig hätten und bietet uns Würstchen und Brötchen an. Kaum sitzen wir am Tisch, kommen auch von den Nebentischen kulinarische Angebote. So werden wir Gäste der CVJM-Mitglieder von Baiersbronn, die hier ihre Mai-Wanderung mit einem Grillfest beenden. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die nette Einladung! Nachdem die Würstchen den Zweck ihres Daseins erfüllt haben, gibt es auch noch Kaffee und Kuchen. Mein Gott, wie sollen wir die vollen Bäuche den Berg heraufbringen ... Gut genährt arbeiten wir uns nach Freudenstadt weiter. Links führt ein sehr steiler Weg zur Stadt hinauf, zum Glück fährt Reinhard geradeaus weiter - puh, Stirn abwisch. 50 Meter weiter schaut Reinhard auf die Karte. Mist, nun müssen wir zurück und doch diesen fiesen Hang hinauf :-(. Tret, schwitz, keuch, ich fühle mich wie kurz vor einem Herzinfarkt. Das letzte Stück besteht auch noch aus großen unförmigen Pflastersteinen, die die Arbeit zusätzlich erschweren. Mit zitternden Beinen komme ich endlich oben an. "Das kann nicht sein", schüttele ich den Kopf, "dass wir das wirklich freiwillig machen". Wir queren die Stadt und dann geht es schon wieder bergauf. Die Steigung kennen wir noch vom letzten Jahr, aber damals sind wir mit der Straßenbahn nach Freudenstadt und waren noch frisch. Noch einmal links und einmal rechts abbiegen, eine kleine Anhöhe hinauf und dann geht es für einige Zeit (fast) nur noch bergab. Zunächst holpern wir auf Schotterwegen runter, bei Geschwindigkeiten >50 km/h wird man ganz schön durchgeschüttelt. Am Kleinen Kinzig Stausee, dem Trinwasserreservoir der ganzen Region, halten wir kurz inne und genießen die Landschaft. Dann strampeln wir das "(fast)" von ein paar Zeilen weiter oben hinauf und freuen uns über folgende wieder abwärts führende Straße, die uns bis Schenkenzell hinabrauschen lässt. In Schenkenzell biegen wir nach Schiltach ab. In dessen Ortskern gönnen wir uns eine Apfelschorle und ein Stück Apfelkuchen als Stärkung für die letzte Etappe. Die acht Kilometer bis Schramberg flutschen nur so unter uns hinweg, doch die weiteren acht bis Tennenbronn ziehen sich, immer leicht bergauf, wie Gummi. Dann haben wir es geschafft, wir sind bei Reinhards Eltern angekommen. Dort werden wir herzlich empfangen. Schnell stehen Getränke und eine deftige Brotzeit auf dem Tisch, um uns zu stärken. Auch hier nochmal einen besonderen Dank an Reinhards Eltern, für die reichliche Kost und das Logis. Glücklich und erschöpft hängen wir mehr als das wir sitzen um den Tisch. Nach dem Essen geht es unter die Dusche und kurz darauf ins Bett, heute wollen wir nur noch schlafen. Bereits gegen 08:00 sitzen wir schon wieder beim Frühstück. Irgendwie spüren wir alle Knochen, doch es ist ein eher angenehmer "Schmerz". Wir sprechen über die Rückfahrt, deren Strecke etwas länger ist, als die gestrige Hinfahrt, dafür aber viel flacher verläuft. Während wir uns umziehen, werden die Radschuhe am Kachelofen aufgewärmt, da sie die ganze Nacht draußen standen. Alles ist nun verpackt und verstaut, wir können starten. Den "flachen" Heimweg bekommen wir natürlich nicht geschenkt. Zuerst müssen wir zum Windkapf hinauf strampeln, erst ab dort wird die Fahrt angenehmer. Von der Haustüre aus ziehen sich drei lange Kilometer den Berg hinauf, die ich teilweise im allerkleinsten Gang nehmen muss. Reinhard hat sich schon bald wieder einen Vorsprung herausgearbeitet und hat nichts besseres zu tun, als mich oben mit dem Fotoapparat zu erwarten und meine weit heraushängende Zunge abzulichten. Zum Glück stelle ich hier die Fotos ein, oder auch nicht ;-). Nach einer kurzen Atempause fahren wir auf einem Schotterweg zur Straße, die nach Hornberg hinunter führt. Dann heißt es Windjacken an und alles festgezurrt. Sechs bis sieben Kilometer geht es nun steil berab. In gebückter Haltung rasen wir den Berg hinunter. Die groben Mountainbike-Reifen heulen und lassen die ganze Fuhre leicht vibrieren. Mein Kopf hängt tief über den Lenker gebeugt und ich hoffe inständig, dass die Räder festgeschraubt sind und die Bremsen im Tal funktionieren werden. Mein GPS wird mir später eine Höchstgeschwindigkeit von über 78 km/h bestätigen. In Hornberg - Räder und Bremsen haben gehalten ;-) - ziehen wir die Jacken wieder aus und rollen parallel zur Gutach nach Hausach weiter. Noch immer geht es leicht bergab. Hier sieht die Gegend richtig "Schwarzwäldisch" aus, grüne Hügel, große Bauernhäuser mit den typischen Dächern, Kühe und manchmal auch Schafe stehen auf der Weide. Heute ist ein normaler Wochentag, dementsprechend sind viele LKW auf der Straße unterwegs. Dazu die reichlichen Ausflügler, wegen des langen Wochenendes. Da sind wir froh auf dem Radweg freie Bahn zu haben. In Hausach treffen wir auf die Kinzig, deren Verlauf wir nun eine ganze Weile folgen werden. Bis Biberach wechseln sich Radwege und kleine, wenig befahrene Straßen ab. Dann geht es auf dem leichten Schotter des Hochwasserdamms bis Gengenbach weiter. In Gengenbach machen wir, fast schon traditionell, eine Eis-Rast. Der Ort hat einen hübschen Kern mit vielen Cafès und sonstigen Lädchen und lockt immer zahlreiche Besucher an - besonders beim heutigen Wetter. Wir ergattern einen freien Tisch, genießen die Sonne und das leckere Eis. Doch schon bald ruft wieder die Straße. Rasch sind wir in Offenburg und ab hier ist es nur noch Kilometerfresserei. Der Radweg verläuft oft an der lauten Straße entlang, in den Ortschaften müssen wir auf der vielbefahrenen Durchgangsstraße fahren. Für dieses Stück müssen wir auf jeden Fall eine bessere Alternative suchen. Zwischen Appenweier und Önsbach finden wir zwar eine schöne Umfahrung, aber dann geht es wieder direkt an der B3 entlang. In Bühl setzen wir uns zu einem weiteren Eis in die Innenstadt. Bevor wir weiter fahren, fülle ich noch meine Getränkevorräte auf, die bei der nun herrschenden Wärme schnell aufgebraucht werden. Bei Kuppenheim werden die Schönwetterwolken bedrohlich dunkel und tatsächlich fallen auch einige schwere Tropfen. Gerade als wir eine Unterstellmöglichkeit suchen wollen, hört der Spuk wieder auf, als ob nichts gewesen wäre - Glück gehabt. Zwischendurch avisiert Reinhard uns telefonisch bei Bettina an, die wir in Malsch kurz besuchen wollen. Vorher kaufen wir in einer Bäckerei einige Leckereien und Bettina kocht passend dazu den Kaffee. Nach der Stippvisite gehen wir die letzte Eappe an. Die neun Kilometer bis Ettlingen haben wir, trotz schwerer Beine, schnell runtergeradelt. Hier trennen sich unsere Wege. Reinhard muss nach Durlach, ich nach Busenbach rüber. Die neue Variante um nach Tennenbronn zu kommen war zwar wegen der zusätzlichen Höhenmeter anstrengend, aber trotzdem sehr schön. Für einen Teil des Rückweges müssen wir noch eine Alternative finden, die uns von der B3 wegholt. Vielleicht schon beim nächsten Mal, denn die nächste Tennenbronntour steht praktisch schon in den Startlöchern ... |